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Restaurierung des Gemäldes mit der Stiftungslegende
des Klosters zum Heiligen Kreuz in Rostock

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Gemälde vor der Restaurierung (zum Vergrößern bitte anklicken)


EIN BILD, EINE KÖNIGIN UND EINE LEGENDE
Das Bild mit der Stiftungslegende des Klosters zum Heiligen Kreuz im Kulturhistorischen Museum Rostock (Steffen Stuth)
Im Kreuzgang des Klosters zum Heiligen Kreuz hängt ein schon durch seine Größe (1,60 x 8,95 Meter) beeindruckendes Gemälde: Eine Königin kniet vor dem in Rom thronenden Papst, der ihr ein reich verziertes Gefäß überreicht. Auf dem zweiten Feld reitet dieselbe Königin mit ihrer Begleitung und trägt dabei das gleiche stolz in der Hand. Rechts daneben sind die Orte Lichtenhagen und Marienehe abgebildet. Vor Warnemünde liegen Schiffe in stürmischer See. Auf dem letzten Teil des riesigen Bildes präsentiert die Königin wiederum das kostbare Gefäß, offensichtlich ein Reliquiar, inmitten einer Gruppe von durch ihre Gewänder als Zisterziensernonnen erkennbare Nonnen. Im Hintergrund ist das Rostocker Kloster zum Heiligen Kreuz, der Turm der Jacobikirche und ein Teil des Weißen Kollegs der Universität zu sehen.
Eine sich über das ganze Bild hinziehende Inschrift berichtet, dass es sich bei der Darstellung um die Gründung des Klosters zum Heiligen Kreuz durch die dänische Königin Margarete im Jahre 1270 handelt. Was jedoch ist nun mit der eindrucksvollen Darstellung auf einer riesigen Leinwand aus dem 16. Jahrhundert gemeint? Dargestellt ist eine Legende, die noch heute gerne von jedem mit der Rostocker Stadtgeschichte vertrauten Bürger erzählt wird: Königin Margarete von Dänemark, nach der Verstaatlichung von Kirchenbesitz aus der christlichen Kirche ausgeschlossen, pilgert als Buße nach Rom, unterwirft sich dem Papst und wird wieder in Gnaden aufgenommen. Sie erhält den Auftrag, mit einer kostbaren Reliquie: Splitter vom Kreuz Jesu Christi, in ihrer Heimat ein Kloster zu stiften. Eingenommen von ihrer Mission, kehrt sie zu ihrer vor Rostock liegenden Flotte zurück, wird aber durch Stürme immer wieder an das Ufer zurückgeworfen.
Dies als Zeichen Gottes wertend, stiftet sie in Rostock ein Kloster, das nach der Reliquie benannte Zisterzienserinnenkloster zum Heiligen Kreuz inmitten der mittelalterlichen Handelsstadt Rostock, wo sie auch bis zu ihrem Tode gelebt haben soll. So weit die durch die Stiftungsurkunde des Klosters überlieferte Legende. Doch wissen wir heute, dass diese Urkunde leider eine Fälschung ist. Rostocker Familien waren von Beginn an die ausschlaggebenden Initiatoren zur Stiftung des Konventes, der von Beginn an dazu diente, unverheirateten Töchtern aus diesen Familien ein standesgemäßes Leben im Schoß der Kirche zu ermöglichen: zuerst in einem Kloster, nach der Reformation in einem evangelischen Damenstift. Eine Königin unter den Gründern zu haben, war dennoch wichtig, wertete es doch das Kloster und damit die bürgerliche Stiftung vor den Augen aller auf.

Über die Wirren der Jahrhunderte hinweg bewahrten die Bewohnerinnen bis ins 20. Jahrhundert die Traditionen ihres Konventes und damit auch dieses große Bild. Zunächst in der Kirche platziert, kam es mit der Restaurierung des Gotteshauses 1899 in den Kreuzgang und wird seitdem dort als wertvolles Schaubild der Rostocker Stadtgeschichte bewahrt. Aus dem 18. Jahrhundert ist belegt, dass es sich zumindest zeitweise im Chor der Klosterkirche befand. Zuvor könnte es seinen Platz auf der nicht mehr erhaltenen Nonnenempore im Langhaus über dem Gestühl der Stiftsdamen gehabt haben.
Präsentiert an prominenter Stelle im heute für das Kulturhistorische Museum genutzten Kloster zum Heiligen Kreuz, ist das Stiftungsbild des Klosters mit der Darstellung der mittelalterlichen Gründungslegende ein einmaliges Zeugnis für die Entwicklung einer der wichtigsten mittelalterlichen Hansestädte und für die jahrhundertelangen Traditionen eines Konventes von Nonnen und Stiftdamen. Es ist das Dokument einer ungebrochenen Klostergeschichte vom Jahr 1270 bis zur Auflösung des Konventes im Jahr 1920. Eine fachliche Expertise aus Sicht des Restaurators macht auf den bedenklichen Zustand des einmaligen Werks aufmerksam. Das auf einen Rahmen gespannte Bild weist Spuren früherer Restaurierungen, kleinere Schäden und starke Verschmutzungen auf. Durch die Aufhängung hat sich die Leinwand im Laufe der Jahre stark verformt und droht zu brechen. Deshalb ist es dringend geboten, das Bild vom jetzigen Rahmen zu lösen, es zu reinigen, im Bereich der Naht zu sichern und es mit einer neuen zweiten tragenden Leinwand zu hinterkleben. Ein neuer Spannrahmen mit Aussteifungen ist nötig, um ausreichende Stabilität zu geben. In einem zweiten Schritt können dann die alten Firnisschichten und Retuschen abgenommen und entstellende Übermalungen beseitigt werden. Abschließend ist eine Beseitigung der Fehlstellen und das Aufbringen eines neuen Schlussfirnisses vorgesehen. Der Erhalt des stadt- wie kulturhistorisch hoch bedeutsamen Kunstwerks ist ohne förderndes Engagement für seine fachgerechte Restaurierung akut gefährdet.

 

Presse:
NNN v. 14.04.2005
Rostocker Sonntag v. 17.04.2005
OZ v. 29.06.2005
Hanse Anzeiger v. 06.10.2005
NNN v. 25.11.2005

 

Bilder von der Restaurierung
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Gemälde nach Reinigung und Doublierung (zum Vergrößern bitte anklicken)
 
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